Exclusive-Life driven by exception
Motor: V12 BiTurbo
Hubraum: 6.749 ccm
Leistung: 420 kW / 571 PS
Drehmoment: 900 Nm
Maße:
Länge: 5.762 mm
Breite: 2.018 mm
Höhe: 1.646 mm
Leergewicht: 2.560 mm
Radstand: 3.552 mm
Top Speed: 250 km/h
0-100 km/h: 5,3 s
Verbrauch:
kombiniert: 13.9 l/100 km
CO2: 318 g/km
Preis in Deutschland ab: 446.250,00 Euro
Fahrbericht Rolls-Royce Phantom VIII – Der Weg ins Blaue
Noch leiser, noch stärker, noch kunstvoller und noch eindrucksvoller. Der Phantom VIII fährt in die Abdrücke seines Vorgängers und zurück bleiben noch größere Spuren. Erinnerungen an eine kurze und emotionale Testfahrt durch München und seine Umgebung.
Fahrbericht Rolls-Royce Phantom VIII – Ich bin´s nur
Das Hotel Beyond ist kein Hotel, es ist eine Besonderheit. Mit Blick auf das Rathaus, direkt am Marienplatz gelegen. Der Eingang verwirrt, weil einfach. Keine Drehtür, kein Teppich, dafür Firmenschilder. Der Münchner Journalistenclub hat hier seine Heimat, ganz oben dann das Beyond. Mit winziger Rezeption, einem grossen Raum und rund herum dann die Zimmer. Im 5-Sterne-Modus gestaltet. Modern, elegant und entspannend. Dazu ein Service, der dann sehr privat ist. Ruhig, gelassen und immer zur Stelle. Beispiel: Morgens, wenn die Seele nach einem Pott Kaffee und einer Filterlosen ruft. „Zucker, Milch?“ Den Aufzug genommen, einen Stuhl mit Blick auf den Balkon des Bürgermeisters gefunden und der Tag nimmt einen Lauf, der geradewegs ins Blaue führt.
Das Blaue ist zweifarbig. Weiß-Blau, grob geschätzt. Und die erste Lektion lautet: „Keine andere Limousine trägt das Zweifarbkleid so wunderbar stilsicher wie der Phantom.“ Klassiker einmal ausgenommen. Und so steht der Brite mit dem güldenen i-Tüpfelchen auf der Haube vor dem Beyond wie ein Rassehund, den man gleich ausführen wird. Er freut sich drauf, wir auch und die Leute spazieren an ihm vorbei, sie schauen, sie schauen noch mal und einige drehen sich um. Der Motor läuft und niemand hört´s. E-Mobil? No. Just V12 perfect insulated. Dann einsteigen, vorn links. Spiegel, Sitz und Volant einstellen. Wieder die Blicke, wieder der zweite Blick. Diese Frage, wer das wohl ist, klebt förmlich in der Luft. Ich bin´s nur.
Den kleinen Hebel rechts am Volant leicht ziehen und nach unten drücken. Der Gasfuß schwebt in Richtung Boden, das Erwartbare nimmt seinen Lauf. Ruhelos. E-Mobil? No, just V12 perfect isolated. Vorn die monumentale Kühlermaske und darüber dieses Zeichen der totalen Hingabe an die Vergangenheit. Auf der Ferne denkt man, dass sich da ein Vögelchen aus einem Märchenbuch auf der Motorhaube niedergelassen hat. Gülden und zierlich. Dem Käfig entflohen und nun die feinen Federn im frühsommerlichen Wind flatternd. Exakt das ist die eine Sache des Phantom: Träumer beflügeln.
Aus der Stadt hinaus, den per Turbo noch reicher bestückten V12 ein wenig fordern. 571 PS gegen diese starke Lust auf Ruhe und Genuss. Dieser Wettstreit zwischen Kunst und Technik und diese Chance auf Entrückung ohne Kitsch und die grobe Lust auf Speed und den Tanz zwischen den Pedalen. Bremse und Gas, das Getriebe, wie beim Vorgänger, arbeitet nicht, es organisiert. Lautlos, rucklos und so penibel wie ein Uhrmacher der höchsten Kategorie. Der Gedanke an technische Informationen ist weit, weit entfernt. Mehr als elf Quadratmeter Auto, mehr als zweieinhalb Tonnen Masse, mehr als 440.000,00 Euro Preis und so weiter. Man ignoriert so schnell, man träumt so intensiv.
Da ist das HeadUp-Display, einst Jetpiloten als Orientierung in den Flieger gebaut, heute die beste Schnittstelle zwischen Auge und Automobil. Nur der Schacht, den man von aussen sieht, ist nicht schön. Dafür glänzt das Cockpit mit digitaler Reinheit. Der Monitor hinter dem Schaufenster. Man will in touchen, was nicht geht. Dreidimensional, hinter der Scheibe arbeitend, alles zeigend, fein anzusehen, besonders. Daneben die Gallery. Jene Fläche, die Kunstwerke zeigt, die man sich in Goodwood oder beim Dealer auswählen kann. Dort, wo in vielen Autos der Airbag lauert, der einem im Falle eines Falles mit voller Wucht vor den Latz geknallt wird. Und im Phantom? Kunst in Gold, Rosenblüten oder was auch immer. Und wenn der große Monitor nicht gebraucht wird, reicht die Gallery bis zum Hauptinstrument. Die ganze Breite eine Installation der Künste.
Und da sind dann noch ein paar Spezialitäten. Die Hinterradlenkung, die mal mit, mal gegen lenkt. Je nach Speed. Für den kleineren Wendekreis oder den besseren Kurvenlauf. Das Fahrwerk denkt nicht nur mit. Es denkt voraus. Wie im Vorgänger, nur noch besser, genauer, präziser. Der Motor stärker, agiler und entspannter, weil mehr Leistung. 900 Newtonmeter auf den Tisch des Hauses. Wir erinnern uns. Das erste Phantom war mit 100 PS unterwegs und lief 130 km/h, was damals, vor knapp 90 Jahren, mehr als schnell war.
Was bleibt nach gut drei Stunden im P8? Bitte nicht mit der preussischen Lokomotive verwechseln. Die jüngste Limousine aus Goodwood schreibt die Geschichte der Phantome sauber fort. Die Ästhetik überrascht nicht, sie überzeugt, wie der Vorgänger, mit einer gesunden Mischung aus Tradition und Moderne. Die James-Young-Türgriffe, der Kühlergrill samt Spirit of Ecstasy, die Wucht der gesamten Erscheinung und die zahlreichen feinen Linien sind überzeugend. Man kann diesen Rolls-Royce mit allerlei oberflächlichen Attributen belegen, wenn man unbedingt will. Was aber immer stimmt und diesen Wagen von allen unterscheidet ist seine überragende Aura.