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Grand Prix de Monaco Historique 2008: Slalom de Luxe
Das zweite Wochenende im Mai gehört der Formel-1. In Monaco stehen die Tribünen schon bereit, die Eintrittskarten sind verkauft und man wartet auf die erste Startflagge.
Im Zwei-Jahres-Rhythmus werden sie wieder losgelassen. Lotus, March, BRM, Bugatti T35, Ferrari Dino 246
schreien, kreischen und flanieren durch die Legende Monaco. Vorbei am Casino, in Richtung Tunnel,
durchqueren ihn schneller als je zuvor, begeistern das Publikum am Hafen, ignorieren die schicken Yachten,
passieren La Rasscasse auf dem Weg zur Start-Ziel-Geraden und anschließend der Aufstieg zum Casino, der
die Kräfte der teilweise 80 Jahre alten Motoren noch einmal fordert. Die Zuschauer erinnern sich an schlimme
Unfälle, Helden mit Koteletten, Piloten ohne elektronische Helfer aber dafür mit Lorbeeren belohnt.
Die Gäste auf der Terrasse des Hotel de Paris sehen die Rennwagen der 30er bis 70er Jahre zwar nur durch
den Maschendrahtzaun, aber auch sie werden das Öl, den Gummi und den Schweiß der Fahrer bemerkt
haben. Sie sehen sie auf dem Weg hinunter zur Mirabeau verschwinden, sie hören die Motoren aufheuen,
wenn bis zum zweiten Gang hinunter geschaltet wird. Dies wiederholt sich zwar pro Klasse nur ein paar Mal,
aber es fasziniert immer wieder. Zwei Rennwagen der 60er sind besonders um Achtung bemüht, sie driften
gekonnt am Casino vorbei, nutzen alle Energie der Kurve und steuern dem Klassensieg entgegen. So kann es
früher gewesen sein. Heute sind WM-Punkte nicht wichtig, die Faszination der Mechanik, die Kunst der
Disziplin und die Erinnerung lebt, wenn auch nur für ein Wochenende.MaEs sind die Details, die Rückleuchten, die Kiemen
an der Seite, das gesamte Instrumentarium, das Volant aus Bakelit und natürlich dieser Hüftschwung, dessen
Rhythmus man von vorn bis hinten folgt und unweigerlich an Worte wie Anmut, Erotik oder auch Weiblichkeit denken kann.
Selbst die Stahlfelgen, seit vielen Jahren nur noch für den Winter-Wagen denkbar, schmücken den Klassiker.
Für Peter Wünsch, im Wolf WR1 unterwegs, ist die Vorbereitung nur digital möglich. „Die Strecke ist die
gefährlichste weltweit. Wer hier auch nur eine Sekunde nicht aufpasst, landet an der Leitplanke. Ich übe am
Simulator, damit ich wenigstens die Kurven im Kopf habe.“ Wir zählen mehr als ein Dutzend eingedrückte
Nasen, abgerissene Räder und diverse Heck- oder Frontflügel, die sich auf der Strecke verselbständigt haben.
Die Streckenposten hatten ausreichend Gelegenheit den Ernstfall zu üben. Die aktuelle Formel-1 wird in zwei
Wochen durch Monaco toben und sicher auch diverse Schrammen in den Leitplanken hinterlassen.
Die 60er Jahre mit Lotus, Cooper und den anderen Briten. Ferrari fuhr mit dem 246 Dino vorne mit, Jim
Clark«s Charme und sein fahrerisches Können strahlen noch heute. Wir platzieren uns vor der Rechtskurve
zum Tunnel und freuen uns über eine wunderbare Aussicht auf das blaue Meer mit seinen unzähligen
Schaumkronen. Die Piloten haben dafür keinen Sinn. Sie werden mit mehr als 200 km/h durch den Tunnel
rasen und hoffen, dass die Schikane danach keine unvorhersehbaren Hindernisse parat hält. Hier wird das
Feld zu oft kräftig verdichtet. Front trifft auf Heck, Kunststoff trifft auf Gummi, die Boxencrew ist hier
besonders fleißig.
Drei Achsen, sechs Räder. Das fällt auf. Gleich zwei Tyrrell P34 sind am Start und machen den Gegnern
besonders in den Kurven zu schaffen. Traktion und Luftwiderstand waren Ende der 70er schon extrem wichtig.
1976 siegte Niki Lauda im Ferrari 312T2, Jody Scheckter und Patrick Depailler im P34 kurz dahinter. Es ist die
Zeit der Crosworth-Motoren. Ferrari siegt dank Lauda, die britischen Ingenieure dominieren die Formel 1 und
zwei Rennfahrer bereiten die Deutschen auf die Neunziger vor. Jochen Maas und Hans Joachim Stuck
erreichen sehr gute Ergebnisse in Monaco. Im Mai 2008 mag man kaum glauben, dass diese Rennwagen mehr
als 30 Jahre alt sind.
In zwei Wochen werden wieder die Ferraris von den BMWs und McLarrens gejagt. Die Fahrer stecken in
nahezu unverwundbaren Monocoques, die Zuschauer werden den Lifestyle der Monegassen erleben. Die
Oldtimer mitsamt ihrer Besatzung sind bereits wieder auf einer anderen Strecke unterwegs und begeistern
viele Menschen. In zwei Jahren werden sie wieder hier unterwegs sein. Vorbei an beeindruckenden Fassaden
und beeindruckten Menschen.
Text: Ralf Bernert/Michael Kratz
Fotos: Ralf Bernert