Exclusive-Life driven by exception

Mercedes-Benz S560 Cabrio

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Motor: V8 BiTurbo

Hubraum: 3.982 ccm

Leistung: 469 PS

Drehmoment: 700 Nm

Antrieb: Hinterräder

Getriebe: 9-Gang Automatik

Leergewicht: 2.155 kg

Fahrleistungen und Verbrauch:

0-100 km/h: 4,6 s

Top Speed: 250 km/h

Verbrauch kombiniert: 10,3 l/100 km

Preis in Deutschland ab: 144.644,50

2019: Fahrbericht Mercedes-Benz S560 Cabrio – Modern Luxury

Cabrios sind rar, exklusive Cabrios muss man lange suchen und deshalb ist das Cabrio der S-Klasse ein Solitär. Innen wie aussen. Genau deshalb haben wir den offenen Viersitzer aus Stuttgart so ausgiebig laufen lassen. Weil er so schön die Sonne küsst.

Das Dach muss ab. Unbedingt. Weil der Mechanismus so wunderbar leise arbeitet und weil das riesige Dach so schön unter dem Deckel hinter den Sitzen verschwindet. Ein paar Sekunden nur und das Dach ist wieder oben auf. Falls ein mutiger Regentropfen den Weg ins Innere des S560 findet. Denn dort hat Mercedes so ziemlich alles eingebaut, was man an feinem Material gefunden hat. Also Holz, Leder, Glas und natürlich reichlich Steuerungs-Elektronik für den sorglosen Roadtrip unter freiem Himmel. 


Vor etlichen Jahre waren wir schon einmal in einem grossen Cabrio mit Stern unterwegs. Dem Flachkühler. Und der hat uns umgehauen. Wegen der Ästhetik, der Laufruhe, der Aura und der zeitlosen Eleganz rundherum. Ein paar Augenblicke später klebte unser Auge an der Studie „Ocean Drive“, jenem Konzept, dass am Lago di Como den Besucher des Concorso D´Eléganza den Atem raubte. Die Idee eines Cabrios der Extraklasse. Die Formensprache so eindeutig, die Ausstattung so zukünftig. 


Fahrbericht Mercedes-Benz S560 Cabrio – Sie haben es wieder getan 


Und nun hat es Mercedes wieder getan. Gegen jeden Trend und für ein stilvolles Miteinander von Sonne und Mensch. Wenn schon vier Sitze ohne Dach, dann bitte mit dem Schuss Eleganz, der einen Sonnenstrahl in einen Scheinwerfer verwandelt. Nicht, dass das S Cabrio eine Bühne sein soll. Es geht vielmehr um die Kunst der beiläufigen Inszenierung eines Momentes, den man möglichst intensiv und nachhaltig erleben will.


Der 488 als Coupé ist in der Ferrari-Familie der Sportler, er rennt die Kurzstrecke in Rekordzeit, er ist in der Arena die Nummer Eins und er verkörpert den Sportsgeist aus Maranello so klar und deutlich wie sein Vorgänger, der 458. Nur dass der ohne Turbolader unterwegs war, also ein Drehzahljunkie und der 488 seine Kräfte turbotypisch linear an die Räder liefert. 


So einfach die offene Begegnung mit der Sonne auch auf jeder Terrasse möglich wäre, auf vier Rädern muss die Technik passen, muss arbeiten ohne den kleinsten Knacks. Wo früher die Mechanik den Takt angab, Kolben und Wellen die Musik spielten, sind heute Daten unterwegs. Die Vernetzung unseres Testwagens läßt im Grunde keine Wünsche offen. Per Apple CarPlay wird das iPhone in den Wagen geladen. Der gigantisch lange Monitor entläßt alle wichtigen Informationen aus dem Inneren des Cabrios auf die große, digitale Leinwand. Dazu eine Sprachsteuerung, die jedes Selbstgespräch ad absurdum führt, weil der Wagen mithört, mitdenkt, antwortet und liefert. 

Unter der Haube der V8 Biturbo, dessen Kräfte die knapp 2,2 Tonnen Gewicht inklusive Besatzung derart sauber, schnell und trotzdem sanft wie ein Lamm durch die Landschaft laufen läßt. Nur ab 200 km/h sollte der Sommerhut auf den Rücksitzen gesichert sein. Bei 250 sind aufwändige Frisuren den Naturen ausgesetzt und das Grinsen im Gesicht des Fahrers gilt nicht den Passagieren weiter hinten, es ist der Dynamik des Wagens geschuldet. In 4,6 Sekunden bis 100 ist kein Pappenstiel und die Luftfederung schafft tatsächlich eine Fortbewegung, die man als saubere Mischung aus Komfort und Sportlichkeit bewerten kann. Obwohl Cabrios mit vier Sitzen den Dynamiker eher selten geben. Wir haben es getan und waren überrascht ob der Durchzugskraft des gut fünf Meter langen Schwaben.


Wir müssen das super neue Klimasystem erwähnen. Mercedes-Benz ist darauf besonders stolz. Thermotronic wird es genannt und es soll das Klima im Auto, ob offen oder geschlossen, voll elektronisch regeln. Mittels Sensoren und Stellmotoren. Das System erkennt blitzschnell ob der Wagen offen oder geschlossen fährt, es registriert auch ob man während der Fahrt das Dach öffnet oder schliesst. Genau dann sorgt die Thermomatic für ein Übergangsklima, was den Wechsel zwischen sehr viel Luft von aussen mit der Luftströmung aus den Düsen angenehmer machen soll. Wer es besonders gern warm hat, kann über das Wärme-Komfort-Paket nicht nur die Sitze sondern auch die Armlehne und das Volant wohlig warm werden lassen. Wir gestehen, dass wir während unserer Testfahrt die 35 Grad Außentemperatur ganz schön fanden und uns über die sehr feine Kühlung im Innenraum gefreut haben. Das Thema Heizung war dann doch ein sehr kleiner Punkt auf unserer Liste. 


Ein Fazit zum Ende der Testfahrt. Wir haben den großen, offenen Wagen aus Stuttgart gern und oft bewegt. Auch abseits er üblichen Testrouten, die wir sonst abfahren. Der S 560 als Cabrio wurde vorwiegend auf Landstrassen getestet, dabei haben wir auch gelernt, was passiert, wenn man mit ihm auf den Parkplatz eines Landgasthofes vorfährt. Man schaut, man wartet, wer das nun aussteigt und man liftet dann doch den Daumen ganz schüchtern, weil der sonst eher bei den wilden Jungs aus Italien zum Einsatz kommt. 


Von Eleganz war die Rede und ganz oft hörten wir Worte wie schick oder luxuriös. Und wir können, ohne Übertreibung, dem Cabriolet S 560 eine Fülle an Komplimenten zurufen. Die Menge an elektronischen Helferlein und ihre Zusammenarbeit miteinander ist außergewöhnlich. Was immer der Wagen und sein Chauffeur auch tut, die Assistenten können es besser. Was immer das Wetter anrichtet, der Wagen hat die passende Antwort. Und sollte die Besatzung, abgesehen vom Fahrer, einmal die Augen während der Fahrt schliessen, der Musik aus den exzellenten Lautsprechern lauschen und sich eher schwebend als fahrend nach vorn bewegen, dann stellt sich die Frage nach dem derzeit besten Cabriolet nur noch ganz, ganz leise. 



Fotos: Mercedes-Benz