Exclusive-Life driven by exception
Fahrbericht Lexus LC500 – Es saugt und bläst der…..
Ja, wir hatten unseren Spaß. Mit dem Saug-V8 und seiner extravaganten Verpackung. Der LC von Lexus ist ein wunderbares Beispiel, wie man den Nostalgiker im Manne aus der Reserve lockt und ihn für ein paar Stunden ins Wunderland der Mechanik beamt. Feuer frei.
Die Filterlose im Mundwinkel, den Gasfuß vorher eingeölt, auf dass er sauber das Auf und Ab zelebriere. Sein Nachbar, der Bremsfuß soll wie ein Feuerwehrmann auf der Hut sein, wachsam und immer im Dienst. Beide Hände, einem Pärchen gleich, mit allen Gliedern am Rund des Steuers, ein oder zwei Finger jeder Hand verlassen den Griff und ziehen an einer der beiden Paddel, die einzige Nachlässigkeit der Japaner, das Kupplungspedal fehlt. Aber sonst ist Coolness angesagt, echte Coolness.
Der Tag kann manchmal wirklich sehr gut anfangen. So vielversprechend, so deutlich. In den Zug gesetzt, nach Köln gereist. Ohne Stau, ohne Verspätung. Selbst die Kölner Verkehrsbetriebe tun alles, damit man entspannt in der Toyota Allee ankommt, den Schlüssel des LC in der Hand transportierend auf den Parkplatz schlendert, dem Himmel die Sonnenbrille zeigt und in den Lexus steigt. Rot ist er, ritze-rot. Und zwischen den anderen Lexusen/Lexen/Lexi glänzt der Lack des Coupés noch mehr, die lange Nase schaut hervor und der Motor springt nicht an, er serviert sich selbst und das so gut wie das der beste Kellner im Restaurant des Grand Hotels nur kann. Er hebt und senkt seine Innereien, er schlürft ein wenig bestes Benzin und die Endrohre verkünden Lust.
Fahrbericht Lexus LC500 – Es klingt einfach wunderbar
Man zieht den ledernen Lebensstab nach hinten, der Wagen rollt, noch schüchtern, nach vorn. Der Mensch hinter dem Steuer tastet die Grenzen der Karosserie ab. Vor allem die Felgen stehen unter besonderer Beobachtung, weil empfindsam wie rohe Eier. Jeder Bordstein wird zur Bedrohung. Langsam durch die Stadt, auf die Autobahn und die erste Begegnung mit dem Thema Drehzahl. Über 3.000 Touren, die erste Ansage aus den Röhren des Abgasleitsystems. Als hätte man einen Rocksänger mitsamt Mikro und ordentlichen Boxen in die Kanalisation des Japaners gestellt. Es klingt einfach wunderbar.
Knapp 100.000,00 Euro kostet der Japaner mit dem zutiefst klassischen und vor allem emotionalen Herz. Gerade Lexus steht eigentlich für Hybrid-Technik wie kein zweiter Hersteller der Oberklasse. Es ist der Anachronismus unserer Zeit. Überall lauern E-Motoren und deren Surren. Und dann ein Saugmotor, dem Turbolader abschwörend, der Verzicht auf Kräfte, die sich linear an die Hinterräder schleichen und dann, wie mit dem Geodreieck gezogen, den Wagen nach vorn treiben. Der LC hingegen, nach Drehzahlen rufend, fordert den Fuß und seinen Druck. Wie in alten Zeiten. Autoritär soll er sein, der Pilot. Und sachkundig. Blindes Vollgas-Geradeaus-Geballer entzückt den Einsilbigen, ein gekonnter Kurven-Tango begeistert den Kenner. So einfach ist das.
Man bekommt noch mehr. Neben der Ansaugstimme verführt der LC mit dem Luxus des eigenständigen Designs, dem Interieur des Besonderen. Also feines Leder, ein sattes Volant, der Monitor in der Mitte der Konsole zeigt alles an Infos glasklar und sehr schnell. Ein paar Schalter, Knöpfe und ein Touchfeld hier und da. Die Mischung aus digitaler Kommunikation und haptischer Erlebniswelt ist wohl durchdacht. Der Sprung in die kühle Zukunft endet eben nicht im totalen Verzicht auf alles, was wir vor zwanzig Jahren in der Fahrschule erlebt haben. Ausserdem wissen die Menschen bei Lexus sehr wohl, dass man das Auto nicht erfunden haben muss, um trotzdem Mensch und Maschine mittels Emotionalität miteinander zu verbinden.
Ein Feld, landwirtschaftliche Nutzfläche, dahinter Bäume und darüber ein feines Wolkenbild. Der Lexus steht davor, Posing auf einfachste Art, die Proportionen zeigend. Überhänge vorn und hinten. Das Thema Luftführung wird sichtbar, auch als Zeichen der Moderne, obwohl der LC eben nicht so durchlöchert wurde, wie zeitgenössische Supersportler. Man weiß um die hohe Relevanz kühler Bremsen und Reifen, das Thema Abtrieb ist auch wichtig, aber die Ästhetik fährt immer mit. Die üblichen Stammtisch-Werte verkünden dann auch eine klare Botschaft. Der LC500 ist ein Sport-Coupé alter Schule. Also Motor, großvolumig, vorn. Laufruhe, Kondition, Durchzug, alles wie gewünscht. Kein Theater an der Ampel, kein Bedürfnis nach Spuren im Asphalt, keine Wettläufe mit Pubertierenden aus der Tuning-Klasse und schon gar keine Vergleiche diverser Geschlechtsteile. Man hat was man hat.
Wie also fühlt sich das an, wenn der V8 im Leerlauf auf den ersten Gang wartet? Souverän, auf alle Fälle. Ein wenig klassisch, untypisch, auffallend. Der LC ist selten, er provoziert Kommentare. Daumen hoch, Fragen nach der Herkunft werden gestellt. Er fühlt sich tatsächlich nach 100.000,00 Euro an und ersieht auch danach aus. Die Sitze bequem, das Handling nicht super leichtfüssig, aber schnell und präzise. Die Lieber japanischer Ingenieure nach perfekter Technik ist spürbar, fühlbar und eins ist sehr wichtig.
Der LC ist keine Kopie deutscher, britischer oder italienischer Produkte, der LC ist Japaner. Also: Im Innenraum ein wenig verspielt, der Motor eine echte Maschine, das Getriebe routiniert und sehr gewissenhaft, einem sehr guten Buchhalter gleich, all´ die kleinen Motoren, die die beiden Sitze in Bewegung halten und dann natürlich das Fahrwerk, in seiner Abstimmung grundsätzlich eher komfortabel, im Sport-Modus dann ehrgeiziger. Die Dämpfer filtern grober, die Lenkung direkter, das Gaspedal näher am Motor. Man spürt mehr Lust auf Kurven, auf lange Geraden, auf denen man stehen bleibt und den Begrenzer austestet. Bis der Motor nicht mehr will, der nächste Gang mitspielen möchte. Das ganze technische Team spielt noch engagierter mit. Der LC wird dadurch nicht zum Profi, aber zu einem sehr begabten Amateur. Und immer dabei, der V8 und er bläst und saugt, dass es eine Freude ist.
Und hier noch eine Info von Lexus. Auf dem Pariser Auto Salon Mondial zeigt Lexus den LC in der Yellow Edition. Das Besondere: der Farbton „Flare Yellow“, Semianilinledersitze, HeadUp-Display, Allradlenkung, Torsen-Sperrdifferenzial und einen ausfahrbaren Heckspoiler. Einen Preis haben wir nicht zur Hand, den sollte aber der örtliche Lexus-Händler bald haben.
Fotos: Lexus / Ralf Bernert