Exclusive-Life driven by exception
Fahrbericht KIA Sorento 1.6 T-GDI Hybrid– Voll der Hybrid
Er läuft und läuft, seelenruhig. Der Benzinpreis schwebt über dem Gasfuß und weiter vorn wirkt ein Kombinat aus Benziner und E-Motor. Ab und an legt der Vierzylinder eine kleine Pause ein, der Elektriker übernimmt und die Reichweitenanzeige steht still.
Da sind schon zu viele Lieferwagen ohne Schiebetür dafür mit 500 PS und V8 unterwegs. Fünf Meter lang, Allrad, als Coupé getarnt, hier und da mit den großen E ganz rechts auf dem Kennzeichen. Und wenn man sie auf der Straße sieht, hört man sie auch. Der E-Motor ruht oder liegt komplett im Koma, träumt von Ladestationen.
Und ginge es beim Image eines Autos um Ästhetik, Qualität und Energie-Effizienz, der Sorento könnte locker soviel kosten wie manch ein Daimler, BMW oder Audi.
Über 2.000 Liter könnte man in den Sorento hineinschütten, vorab die Sitze umlegen. Wieviele Wasserkisten, Fußbälle, Koffer, Reisetaschen oder Kinder reinpassen, wissen wir nicht. Aber es reicht für ein Quartett plus Gepäck. Und das zulässige Gesamtgewicht passt dann auch noch. Auf der „Praktisch und trotzdem cool“-Liste steht unser Kandidat recht weit oben, auch weil er eben weder über- noch untertreibt, wenn es ums seine Gestalt geht. Wenn das Thema Understatement auf eine großen SUV passt, dann auf den Sorento.
Wir steigen ein, sehen das gewohnte Bild. KIA, wie es leibt und lebt. Viel Ordnung, noch mehr Mix aus klassischer Bedienwelt und Leben im Monitor. Als wäre man bei KIA der Meinung, dass sich der Mensch an die Neue Welt der Autobedienung ruhig gewöhnen dürfe. Der komplette Kahlschlag , der alle Knöpfe, Dreh- und Druckschalter ins Nirvana befördert, ist vertagt. Das HeadUp bereitet große Freude, weil es klar und deutlich alle relevanten Informationen zeigt, ein Hinweis an KIA „bitte in alle Modelle einbauen“. Der große Monitor vor dem Lenkrad läßt sich leicht in verschiedene „Modi“ einstellen, der Kollege rechts daneben ist als Heimat aller wichtigen Informationen plus Einstellungen eine Erkundung wert. Navi, Entertainment und Fahrsicherheit und Klima, das Alles wohnt in der Mittelkonsole, das Interface, der Monitor als Brücke zwischen Mensch und Maschine/IT-Content.
Und das funktioniert sehr gut. Man findet sich schnell zurecht, die Prozessoren arbeiten flink und zuverlässig, während uns andere Produkte manchmal in den Wahnsinn trieben, läßt der Sorento keinen Zweifel an der Qualität des Systems.
Auf dem Beipackzettel des Sorento mit Vollhybridtechnik steht: 5,6 Liter auf 100 Kilometer. Ein Maßstab, den wir auf etlichen hundert Kilometer überprüfen. Und wir arbeiten uns an obere und untere Grenzen heran. Mal hektisch, dynamisch und die Frage nach Effizienz komplett ignorierend oder sehr ehrgeizig, den Gasfuß mit Samthandschuhen streichelnd. Wobei die hektische Nummer eher auch die wenig zielführende ist. Die 230 PS sollen 191 km/h schaffen und die 100 km/h aus dem Stand sind kein spannender Wert. Ampelsprints will der Sorento nicht und auf der Überholspur wird man eh gleich verjagt. Gemach und komfortabel heisst die Devise. Man lehnt sich zurück, die Landschaft wandert vorbei und wann immer es geht, ruht der Drehzahlanzeiger an der Null. Der E-Motor treibt die Räder an und das ist dann sehr beruhigend. Zudem muss man das Thema Stromtanken keines mehr. Die schlaue Elektronik regelt das Spiel der Motoren, was meist besser funktioniert, als der PlugIn-Trick.
Um sechs Liter werden notiert. Als Schnitt. Und der Sorento bestätigt, dass der Beschleunigungsvorgang die Schleusen zu den Brennkammern besonders weit öffnet. Zweistellig ist dann die Norm.
Wir notieren weiter, dass sich KIA bei der Dämmung des Wagens richtig ins Zeug gelegt hat. Es ist leise, manchmal lautlos, wenn man den Vierzylinder mit niedrigen Touren arbeiten läßt. Die Federung gibt keinen Anlass zu negativer Kritik und wir haben auch bei hurtiger Fahrt durch Kurven den Eindruck gewonnen, dass es nicht so leicht ist, diesen Wagen aus der Fassung bringen.
Ein Fazit: Der Sorento PHEV ist ein cleverer Wagen. Er spart Kraftstoff, wenn man ihn läßt und das besser, als so mancher Gasfuss es könnte. Seine Ausstattung ist nahezu konkurrenzlos, die Qualität der Materialien und deren Verarbeitung ist KIA-typisch, also auf sehr hohem Niveau. Dass der Motor bei hoher Drehzahl ein wenig bemüht klingt, ist störend, kommt aber eher selten vor, weil man diesen SUV lieber in aller Ruhe bewegt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis halten wir für exzellent.